摘要: |
Das Forschungsvorhaben befasst sich mit der "inneren Seite" des unerlaubten Enfernens vom Unfallort. Waehrend die aeusseren Bedingungen des Verstosses gegen den Paragraphen 142 StGB, einem Gesetz, das auch nach seiner Reform noch zu unterschiedlichen Meinungen bei Kraftfahrern und Fachleuten fuehrt, weitgehend bekannt sind, werden die innerpsychischen Faktoren in der vorliegenden Studie eingehender untersucht. Neben der Literaturanlyse und dem Einsatz standardisierter Fragebogen wurden vorrangig halb-offene Interviews gefuehrt, um das Bedingungsgefuege, das die Handlung des Kraftfahrers bestimmt, zu erhellen. 100 Kraftfahrer, die wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort verurteilt waren, wurden einer gleich grossen Kontrollgruppe, die bisher nicht einschlaegig vorbelastet war, gegenuebergestellt. Ausgeloest durch den Unfall, einem fuer den Kraftfahrer ploetzlich und unerwarteten Ereignis, und unterstuetzt durch weitere Einflussgroessen, kann es zu einer Stoerung des psychischen Gleichgewichts kommen. Unversehens sieht sich der Kraftfahrer in dem Dilemma zwischen rechtlich korrektem Verhalten und dem Nachgeben gegenueber einer "natuerlichen Fluchttendenz". In diesem Spannungsfeld werden weitere Faktoren wirksam. Neben der unzureichenden Information - fast jeder dritte Kraftfahrer, so weisen die Ergebnisse aus, ist unzureichend informiert - lassen bestimmte aeussere Bedingungen die Wahrscheinlichkeit zur Unfallflucht ansteigen. Insbesondere wenn keine weiteren Zeugen wahrgenommen werden, wenn der Unfall in den dunklen Nachtstunden geschieht und zudem der Fahrer alkoholisiert ist, steigt die Neigung den Unfallort unerkannt zu verlassen. Wenn ein Kraftfahrer, der im uebrigen der Meinung ist, die Regeln im Strassenverkehr ueberdurchschnittlich gut zu beherrschen, nur ueber relativ stoeranfaelliges emotionales Gleichgewicht verfuegt und sich darueber hinaus noch in einer psychosozial beelastenden Situation befindet, dann kommt es zu einer gravierenden Bedrohung seines Selbstbildes und damit zu einer emotionalen Stressituation. Die Folge ist eine Einschraenkung der Bewertungsmoeglichkeiten, wobei "moralische" Entscheidungskriterien um so eher ihre Kraft verlieren, je weniger stark sie in der Persoenlichkeit verankert sind. Es kommt dann, im Sinne der Spannungsreduktion, zu einer Konstruktion von Wirklichkeit, die weniger bedrohlich erscheint. Nur so laesst sich erklaeren, dass zwei Drittel der befragten Unfallfluechtigen sich als zu unrecht verurteilt erleben. Je mehrdeutiger die betreffende Unfallsituation also fuer den Kraftfahrer ist, desto eher wird er dazu neigen, diese in seinem Sinne zu interpretieren und den Unfallort zu verlassen. Ziel der praeventiven Massnahmen muss es also sein, den Interpretationsspielraum der an Unfaellen Beteiligten so weit wie moeglich einzuengen, das heisst es muss ein Hoechstmass an Eindeutigkeit und Klarheit geschaffen werden. Ohne Wenn und Aber muss fuer alle Beteiligten gelten: Warten und Melden. (A) |