摘要: |
Fuer die heutigen Verkehrsteilnehmer sind hohe Mobilitaet, hoher durchschnittlicher Verbrauch an Medikamenten und ein ebenfalls hoher durchschnittlicher Alkoholkonsum charakteristische Kennzeichen. Das Forschungsprojekt thematisiert die Frage, inwieweit durch die kombinierte Einnahme von Medikamenten und Alkohol eine zusaetzliche Gefahr in den Verkehr eingebracht wird. Dazu wurde die wissenschaftliche Literatur auf experimentelle Studien zu dieser Frage durchsucht. Insgesamt wurden in das Literaturreview 113 Studien mit insgesamt 1.739 Wirkungsbeobachtungen aufgenommen. Klassifiziert man die pharmakologischen Substanzen nach "sedierend versus stimulierend", ergeben sich Kombinationswirkungen potenzierende Wechselwirkungen mit Alkohol nur in der sedierenden Gruppe. Ueber diesen Befund hinaus zeigen sich auch noch quantitative Effekte: - je sedierender das Medikament, umso haeufiger treten Wechselwirkungen mit Alkohol auf, und - je sedierender das Medikament, umso frueher (= bei umso geringerer Alkoholisierung) treten bereits solche Wechselwirkungen auf. Das heisst aber auch: die Interaktion mit Alkohol ist fuer diejenigen Medikamentgruppen besonders stark, fuer die bereits die Substanz eine leistungseinschraenkende und aufmerksamkeitsmindernde Wirkung hat. Damit zusammenhaengend und von ausserordentlicher praktischer Wichtigkeit ist die Beobachtung bei vielen Substanzen, dass negative Nebenwirkungen bei chronischer Gabe geringer werden oder gar ganz verschwinden. Dies konnte fuer einige Substanzen aus den Gruppen Sedativa, Hypnotika, Tranquillantien und Anxiolytika aufgezeigt werden. Dabei verschwindet aber nicht die synergistische Kombinationswirkung mit Alkohol. Fuer einige der geprueften Antidepressiva scheint sich sogar eine hoehere Empfindlichkeit fuer die Kombination mit Alkohol bei langandauernder Einnahme der Medikamente anzudeuten. Ein Vergleich der Reviewergebnisse mit der Roten Liste als dem Standard-Nachschlagewerk der Aerzte zeigt auf, dass im Review keine verkehrsrelevanten Wirkungen und Wechselwirkungen gefunden werden konnten, die nicht auch in der Roten Liste vermerkt sind. Damit sind alle kritischen Faelle durch den Verkehrswarnhinweis und weitere Hinweise zur Alkoholvermeidung im Beipackzettel abgedeckt. Andererseits bleibt zu bemaengeln, dass diese Hinweise zu unspezifiziert sind. Sie enthalten keine Angaben dazu, wie lange vor oder nach der Einnahme kein Alkohol getrunken werden darf, ob ein geringer Konsum tolerabel ist, woran man die Leistungseinschraenkung erkennen kann, ob bei einer langdauernden Einnahme nie Alkohol getrunken werden darf, welche rechtlichen Konsequenzen sich aus der Missachtung des Warnhinweises ergeben. Hier gibt es sowohl auf der Seite der Aerzte wie der Patienten ein hohes Informationsdefizit. Was dringlich fehlt, ist ein Arzt-Patienten-Kompendium, in dem explizit diese Fragen angegangen werden. (A) |