摘要: |
Baulich von der Fahrbahn getrennte Geh- und Radwege koennen auf Ausserortsstrassen in vielen Faellen gar nicht oder nicht innerhalb ueberschaubarer Zeitraeume angeboten werden. Aus diesen Gruenden wird verschiedentlich erwogen, auf dafuer geeigneten Streckenabschnitten markierte Randstreifen systematisch zu Lasten der Fahrstreifenbreite zu verbreitern. Es wird dabei erwartet, dass Radfahrern, und gegebenenfalls auch Fussgaengern, auf derartigen "schmalen Seitenstreifen" ein besserer Schutz als ohne jede Massnahme angeboten werden kann. Deshalb sollten ausgehend von den bestehenden Erfahrungen durch Untersuchungen, auf ausgewaehlten Versuchsstrecken die Auswirkungen "schmaler Seitenstreifen" auf die Verkehrssicherheit und den Verkehrsablauf ermittelt werden. Daraus waren Einsatzbedingungen und Hinweise fuer die Querschnittsausbildung normal breiter Landstrassen abzuleiten, die sicherstellen, dass nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmern hinreichend Schutz geboten wird, ohne den Kraftfahrzeugverkehr erheblich zu beeintraechtigen. Es wurde ein Untersuchungsansatz gewaehlt, der: - im ersten Teil die Sicherheitswirkungen "schmaler Seitenstreifen" anhand von Unfallanalysen bundesweit erfasster Fallbeispiele untersuchte (Makroanalyse) und - im zweiten Teil die Akzeptanz "schmaler Seitenstreifen" anhand von Beobachtungen des Verkehrsverhaltens an neun Untersuchungsstrecken, davon vier im Vorher-Nachher-Vergleich in den neuen Bundeslaendern, ermittelte (Mikroanalyse). Die Makroanalyse pruefte in mehreren Schritten ein Untersuchungskollektiv von 1.004 Fahr- und Laengsverkehrsunfaellen der Jahre 1993 bis 1995 auf 56 Untersuchungsstrecken. Dabei erwies sich insgesamt ein Untersuchungsmodell mit schmaleren Fahrstreifen und breiteren Seitenstreifen als sicherheitswirksamer als eines mit breiteren Fahrstreifen und nur schmalen Seitenstreifen. Die Ergebnisse der Mikroanalyse zeigten, dass fuer die Fahrzeugarten Pkw und Lkw zum Teil unterschiedliche Wirkungen vorlagen. Verbreiterte Seitenstreifen bewirken demnach eine "Verschiebung" der Fahrspuren der Pkw etwa um den Betrag der Verbreiterung nach links. Dadurch treten groessere Ueberholabstaende der Pkw zu Radfahrern auf, gleichzeitig aber auch groessere Ueberholgeschwindigkeiten der Pkw. Breitere Fahrstreifen entsprechend dem Untersuchungsmodell mit schmaleren Seitenstreifen koennen dagegen die Abstaende der Lkw zu ueberholten Radfahrern vergroessern. Der Vorher-Nachher-Vergleich fuer vier ummarkierte Untersuchungsstrecken wies sowohl bei den Ueberholabstaenden zu den Radfahrern als auch bei den Ueberholgeschwindigkeiten nur geringfuegige Unterschiede auf, waehrend das Spurverhalten der Kfz mit weitgehender Akzeptanz der Seitenstreifenverbreiterung verbunden war. Als Fazit ist festzuhalten, dass auf Basis der Unfallanalysen positive Sicherheitswirkungen schmaler befestigter Seitenstreifen bei differenzierter Anwendung der Loesungsvarianten erwartbar sind. Da sich bei zwischen 0,75 und 1,0 m breiten Seitenstreifen groessere Sicherheitswirkungen als bei normalbreiten gezeigt haben, koennen sie als voruebergehender Ersatz fuer baulich getrennte Radwege erwogen werden. Dies gilt auch unter Inkaufnahme verschmaelerter Fahrstreifen. Diese Massnahme kann unabhaengig von der Funktion fuer den Radverkehr auch der Erhoehung der Sicherheit der Kraftfahrer bezueglich der Abkommenunfaelle dienen. Als sicherheitserhoehende Massnahme auf schmaleren als den genannten Strassenquerschnitten (zum Beispiel bei Alleen) kann die Anwendung von Seitenstreifen auf Basis dieser Untersuchung nicht empfohlen werden. |