摘要: |
Ueber die konkreten Auswirkungen der Umnutzung von BAB-Standstreifen zu einem weiteren Fahrstreifen liegen bisher keine ausreichend gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse vor. Zur Ermittlung der Auswirkungen von Standstreifenumnutzungen auf Verkehrssicherheit, Verkehrsablauf und Strassenbetriebsdienst wurden vorhandene Informationen aktualisiert sowie neue Erkenntnisse und Folgerungen fuer die Praxis erarbeitet. Im Rahmen einer Literaturrecherche erfolgte die Auswertung neuester Literaturquellen. Somit gibt der Bericht den aktuellsten Stand des Wissens hinsichtlich der Auswirkungen von Standstreifenumnutzungen auf Autobahnen wieder. Insgesamt ergibt sich aus der Literaturanalyse, dass auf Standstreifen nur in Ausnahmefaellen und dann auch fuer begrenzte Zeit verzichtet werden sollte. Untersucht werden umgenutzte Abschnitte auf der A 1, der A 4 und der A 6. Mit Ausnahme der A 6 bei Weinsberg sind neutrale bis positive Entwicklungen bei der Verkehrssicherheit festzustellen. Fuer alle untersuchten Streckenabschnitte wurden Unfalltypensteckkarten angefertigt, um die jeweilige oertliche Unfallstruktur und Unfallhaeufungsstellen feststellen zu koennen. Im Bereich der umgenutzten Abschnitte sind zusaetzlich Unfalldiagramme erstellt und jeder Unfall eingehend untersucht worden. Danach haben sich keine Hinweise auf Unfaelle ergeben, die in einem direkten Zusammenhang zur Standstreifenumnutzung stehen. Auch Unfallschwerpunkte infolge der Umnutzung konnten nicht beobachtet werden. Die Untersuchungen zum Verkehrsablauf zeigen, dass sich die Stauhaeufigkeit und die Staudauer auf den umgenutzten Abschnitten sowie auf den davor liegenden Strecken deutlich verbessert haben. Dies im im Wesentlichen auf die Reduzierung der verkehrs- und unfallbedingten Staus zurueckzufuehren. Die Erhoehung der Kapazitaet fuehrt neben der Reduzierung der Geschwindigkeitsdifferenzen auf den meisten Autobahnen insgesamt zu einem hoeheren Geschwindigkeitsniveau. Dies gilt sowohl fuer Pkw als auch fuer Lkw. Im Rahmen der Untersuchungen zur Fahrstreifenbelegung konnten auf den durch die Umnutzung dreistreifig gewordenen Autobahnabschnitten die gleichen Verhaltensweisen wie auf vergleichbaren regulaeren dreistreifigen Strecken festgestellt werden. Lediglich fuer die A 4 mit temporaerer Freigabe sind geringere Auslastungen des Standstreifens waehrend der Freigabezeit beobachtet worden. Bezueglich der betrieblichen Strassenunterhaltung laesst sich festhalten, dass sich die Autobahnmeistereien mit den jeweiligen oertlichen Situationen arrangieren und im Rahmen ihrer Arbeit keine gravierenden Probleme ohne Standstreifen haben. Erforderliche Massnahmen beziehungsweise Arbeiten konnten bislang immer durchgefuehrt werden. Zukuenftig wird grundsaetzlich versucht, Sperrungen tagsueber zu vermeiden und erforderliche Taetigkeiten auf die Nachtzeiten oder Wochenenden zu verlegen. Darueber hinaus werden "Wanderbaustellen", das sind Arbeitsstellen, bei denen Arbeits- und Sicherungseinheit mobil sind, nach Moeglichkeit als stationaere Baustellen ausgefuehrt. Ein Blick auf die Differenzen bei den Gesamtkosten zeigt, dass die umgenutzten Strecken im Mittel um vier Prozent teurer sind als vergleichbare Abschnitte mit Standstreifen. Allerdings sei darauf hingewiesen, dass die Streckenabschnitte ohne Standstreifen relativ kurz sind und sich aufgrund der oertlichen Gegebenheiten (Nothaltebuchten, Verkehrsbeeinflussungsanlagen etc.) oft alternative Sicherungsmoeglichkeiten ergeben. Abschliessend bleibt festzustellen, dass Standstreifenumnutzungen unter Beruecksichtigung der oertlichen Randbedingungen durchaus einen Beitrag zur kurzfristigen Entlastung von hochbelasteten Autobahnabschnitten leisten, ohne die Verkehrssicherheit negativ zu beeinflussen. Die Umnutzung von Standstreifen sollte jedoch nur eine Uebergangsloesung darstellen, bis durch entsprechende bauliche Erweiterungen wieder ein Querschnitt mit Standstreifen zur Verfuegung steht. In jedem Einzelfall sollte bei einer geplanten Umnutzung des Standstreifens eine genaue Pruefung der Gegebenheiten erfolgen. |